Gesunde Ernährung ist eines der meistdiskutierten Themen unserer Zeit. Zwischen Social-Media-Trends, alten Ratschlägen und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen verliert man leicht den Überblick. Viele Mythen halten sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt wurden. Was ist wirklich dran an den populären Aussagen?
Kohlenhydrate machen dick
Der Mythos, dass Kohlenhydrate zu Übergewicht führen, hält sich seit Jahren hartnäckig. Low-Carb-Diäten wie Atkins oder Keto haben diesen Glauben weiter verstärkt, da sie schnelle Erfolge beim Abnehmen versprechen. Aber stimmt das wirklich? Kohlenhydrate sind nicht grundsätzlich schuld an einer Gewichtszunahme. Entscheidend ist die Kalorienbilanz: Nimmst du mehr Kalorien zu dir, als du verbrauchst, nimmst du zu – unabhängig davon, ob diese Kalorien aus Kohlenhydraten, Fett oder Eiweiß stammen. Es gibt mittlerweile sogar Studien, die zeigen, dass Menschen mit einer ausgewogenen Ernährung, die Kohlenhydrate enthält, langfristig erfolgreicher sind, weil sie diese Ernährungsweise besser durchhalten können. Komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse liefern wichtige Ballaststoffe und Energie. Sie sorgen für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl und stabilisieren den Blutzucker, was Heißhungerattacken vorbeugt. Raffinierte Kohlenhydrate wie weißes Brot oder Zucker hingegen bieten wenig Nährstoffe und führen oft dazu, dass man schneller wieder hungrig wird. Verzichtest du komplett auf Kohlenhydrate, fehlt deinem Körper eine wichtige Energiequelle, die besonders für das Gehirn und die Muskulatur unverzichtbar ist. Für Sportler oder Menschen mit einem aktiven Lebensstil sind Kohlenhydrate sogar besonders wichtig, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Statt Kohlenhydrate zu verteufeln, solltest du daher auch auf Reisen auf hochwertige Quellen setzen und verarbeitete Produkte reduzieren.
Fett macht krank
Viele Menschen denken, Fett sei grundsätzlich ungesund, was man so allerdings nicht stehen lassen kann. Fett ist ein essenzieller Bestandteil unserer Ernährung und übernimmt wichtige Aufgaben im Körper, darunter die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie A, D, E und K. Ungesättigte Fettsäuren, die in Lebensmitteln wie Avocados, Nüssen und hochwertigen Ölen vorkommen, wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Sie können sogar helfen, den Cholesterinspiegel zu senken und Entzündungen im Körper zu reduzieren. Ganz anders sieht es bei gesättigten Fettsäuren und Transfetten aus, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können. Transfette, die in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fast Food, Chips oder Gebäck stecken, sind tatsächlich schädlich. Diese solltest du so gut es geht vermeiden, da sie den Cholesterinspiegel negativ beeinflussen und Entzündungen fördern. Ein gutes Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist ebenfalls entscheidend. Fischöl gilt hier oft als besonders hilfreich, aber auch Omega-3 Algenöl ist eine ausgezeichnete pflanzliche Alternative, besonders für Menschen, die auf tierische Produkte verzichten möchten. Neben den positiven Effekten auf Herz und Kreislauf unterstützen diese Fette auch die Gehirnfunktion und die Gesundheit der Augen. Eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Fetten fördert zudem eine schöne Haut und starke Haare. Fett hat also zu Unrecht einen schlechten Ruf, denn es ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung.
Fünf Mahlzeiten am Tag sind ein Muss
Dieser Mythos ist nach wie vor weit verbreitet, aber wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Es gibt Menschen, die mit fünf Mahlzeiten am Tag wunderbar zurechtkommen, während andere sich mit drei Hauptmahlzeiten viel wohler fühlen. Es kommt vielmehr auf deine persönlichen Bedürfnisse und deinen Alltag an. Manche Menschen fühlen sich mit drei Hauptmahlzeiten pro Tag am wohlsten, während andere kleinere, häufigere Mahlzeiten bevorzugen. Entscheidend ist, dass du auf deinen Hunger (nicht auf den Appetit!) hörst und deinem Körper die Nährstoffe gibst, die er benötigt. Es ist wichtig, die Qualität der Lebensmittel im Fokus zu haben und nicht die Anzahl der Mahlzeiten. Wichtiger als die Anzahl der Mahlzeiten ist, dass du auf deinen Hunger hörst und dich ausgewogen ernährst. Studien zeigen, dass es keine universelle Empfehlung gibt, die für alle Menschen gleich gut funktioniert. Einige kommen mit dem sogenannten Intervallfasten gut zurecht, bei dem sie in einem festen Zeitfenster essen, während andere regelmäßige Mahlzeiten bevorzugen, um Heißhungerattacken zu vermeiden. Zudem spielen Faktoren wie die persönliche Aktivität, der Stoffwechsel und sogar die mentale Verfassung eine Rolle dabei, wie oft man essen sollte. Hör auf deinen Körper und finde heraus, welche Routine für dich funktioniert. Dabei kann eine Ernährungsberatung helfen, um individuelle Bedürfnisse besser zu verstehen.
Die häufigsten Ernährungsmythen auf einen Blick
- Kohlenhydrate führen immer zu Gewichtszunahme: Falsch. Entscheidend ist die Kalorienbilanz.
- Fett sollte möglichst vermieden werden: Nur bei Transfetten wahr, nicht bei gesunden Fetten.
- Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages: Das hängt von deinem persönlichen Rhythmus ab.
- Bio-Lebensmittel sind immer gesünder: Nicht zwingend, aber oft schadstoffärmer.
- Light-Produkte sind automatisch besser: Häufig enthalten sie mehr Zucker oder Zusatzstoffe.
Ein Interview mit Ernährungsberaterin Sarah Meier
Sarah Meier, zertifizierte Ernährungsberaterin mit zehn Jahren Erfahrung, räumt mit falschen Vorstellungen rund um Ernährung auf.
Warum halten sich Ernährungsmythen so hartnäckig?
„Viele Mythen basieren auf veralteten Studien oder vereinfachten Schlussfolgerungen. Hinzu kommt die Wirkung von Social Media, wo Halbwahrheiten oft massenhaft verbreitet werden.“
Was hältst du vom Verzicht auf Kohlenhydrate?
„Ein völliger Verzicht ist weder notwendig noch gesund. Kohlenhydrate liefern Energie und sind wichtig für das Gehirn und die Muskeln. Es kommt darauf an, die richtigen Kohlenhydrate zu wählen.“
Ist Frühstück wirklich unverzichtbar?
„Das hängt vom individuellen Stoffwechsel und Alltag ab. Manche Menschen sind morgens hungrig, andere nicht. Es gibt keine allgemeingültige Regel.“
Wie wichtig sind Fette in der Ernährung?
„Fette sind essenziell, vor allem ungesättigte Fettsäuren. Sie unterstützen die Zellgesundheit und das Herz-Kreislauf-System.“
Was hältst du von Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3 Algenöl?
„Sie können eine gute Ergänzung sein, vor allem für Menschen, die keinen Fisch essen. Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Gesundheit von Herz, Gehirn und Augen.“
Wie erkenne ich seriöse Informationen über Ernährung?
„Achte darauf, dass die Quellen wissenschaftlich fundiert sind. Portale von Universitäten oder offiziellen Gesundheitsorganisationen sind meist verlässlich.“
Gibt es einen Tipp, den du jedem mit auf den Weg geben kannst?
„Hör auf deinen Körper und lass dich nicht von Trends verunsichern. Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O.“
Vielen Dank für das Gespräch, Sarah!
Ein natürlicher Schluss für mehr Klarheit
Ernährungsmythen können verwirrend sein, doch oft reicht ein Blick auf wissenschaftliche Fakten, um Klarheit zu schaffen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nährstoffen, Bewegung und ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln sind entscheidend für deine Gesundheit. Lass dich nicht von pauschalen Regeln oder Trends leiten, sondern finde heraus, was deinem Körper guttut.
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